Ferrara Architekten AG, Basel

BIM-Möglichkeiten in Vectorworks ausschöpfen

Bei der Ferrara Architekten AG wird seit der Gründung des Unternehmens 2005 mit Vectorworks Architektur geplant. Bereits in frühen Jahren hat der Inhaber, Giovanni Ferrara, Projekte in 3D gezeichnet und war sich der Tragweite stets bewusst.

Ferrara Architekten planen mit BIM und Vectorworks
© Ferrara Architekten AG, Basel
Ferrara Architekten planen mit BIM und Vectorworks
© Ferrara Architekten AG, Basel

Die 34 Mitarbeiter des Basler Architekturbüros bauen vornehmlich Wohngebäude im Großraum Basel und Umgebung. Bereits 2011 haben die Architekten bei Ferrara damit begonnen, erste Projekte in 3D zu planen. Da das Erstellen eines Modells in 3D den ersten Schritt zu einer BIM-Planung darstellt, kann die Firma auf viel Erfahrung und bewährte Workflows zurückgreifen, wenn es um die Einführung der neuen Planungsmethode geht. Heute werden alle größeren Projekte in 3D aufgebaut, die 2D-Pläne werden aus dem Modell generiert. In einem aktuellen Projekt der Baugenossenschaft BBB Basel wollen die Architekten von Ferrara darüber hinaus weitere neue Möglichkeiten ausloten, die in einem mit Vectorworks erstellten und informierten 3D-BIM-Modell stecken.

Wohnsiedlung am Eidgenossenweg

Das Projekt am Eidgenossenweg befindet sich in unmittelbarer Nähe des St. Jakob-Parks, dem Stadion des Fußballclubs Basel. Es handelt sich um fünf Mehrfamilienhäuser, die in Form von Ersatzneubauten realisiert werden. Eine große Herausforderung ist, dass die Siedlung mit 67 Wohneinheiten während der fünfjährigen Bauphase in vollem Umfang bewohnt bleibt. Um das Bauvorhaben sozialverträglich umzusetzen, werden die 88 neuen Wohneinheiten und 46 Autoabstellplätze in drei Etappen nacheinander umgesetzt.

Die Anordnung der Häuser am Eidgenossenweg, die Außen- sowie Zwischenräume, die Gebäudeproportionen und die Grundrissstruktur weisen eine hohe Qualität auf. Nach einem intensiven Austausch mit den Bewohnern der Siedlung wurde klar, dass die durchdachte und funktionale Grundrisstypologie bei den Bewohnern nach wie vor sehr beliebt ist. Daher wurde entschieden, die Siedlung in Form von Ersatzneubauten wiederherzustellen, die vorhandenen räumlichen Qualitäten aufzugreifen und durch punktuelle Eingriffe zu verbessern: „Wir haben Vorplätze erweitert, Balkone und Badezimmer vergrößert, hindernisfreies Wohnen mit Lift sowie ein großzügigeres Treppenhaus als Begegnungsort geplant. Um diese Qualitäten einfließen zu lassen, haben wir die Gebäude in Länge und Tiefe vergrößert“, erklärt Architekt und Projektleiter Okan Sevim.

Ferrara Architekten planen mit BIM und Vectorworks
© Ferrara Architekten AG, Basel
Ferrara Architekten planen mit BIM und Vectorworks
© Ferrara Architekten AG, Basel

Konsequente BIM-Planung mit Vectorworks

Seit 2011 haben die Architekten von Ferrara bereits mehrere Wohnbauten in 3D geplant. „Wir haben festgestellt, dass das Modellieren in 3D uns früher zwingt, bestimmte Entscheide zu fällen, als das konventionelle Zeichnen“, sagt Tobias Roos, BIM-Verantwortlicher bei Ferrara, der kurz vor dem Abschluss seiner Weiterbildung zum Techniker HF Bauplanung Innenarchitektur steht. Auch die Siedlung Eidgenossenweg wird in allen Projektphasen ab dem Vorprojekt in 3D modelliert, da man das bauteilorientierte Modell in der nächsten Planungsphase direkt weiterbearbeiten kann. Dabei richtet man sich nach dem Grundsatz, dass bis zu einem Maßstab von 1:50 in 3D modelliert wird. „Für uns bei Ferrara gilt für das 3D-Modell das gleiche Prinzip wie für die Baustruktur: Klar und einfach muss es sein“, meint Sevim. Konstruktionsdetails in kleineren Maßstäben wie 1:10 oder 1:5 werden immer noch in 2D gezeichnet: Der Aufwand solcher Konstruktionen in 3D wäre im Verhältnis zum Nutzen zu groß.

Ein Nebenprodukt des bauteilorientierten 3D-Modells sind die Visualisierungen des Projekts, die Ferrara anfertigen kann. Die attraktiven Außen- und Innenansichten der Küchen, Zimmer oder Begegnungszonen vermitteln der Bauherrschaft ein sehr genaues Bild der neuen Siedlung. Eine gute Visualisierung kann aber auch einem Fachplaner helfen, eine komplexe Stelle am Gebäude zu verstehen.

Roos nutzt die Panoramen in Vectorworks, die eine Rundumsicht von einem bestimmten Punkt aus im Modell ermöglichen. Mehrere dieser Panoramen lassen sich zu einer virtuellen Begehungstour verknüpfen, die beim Bauherrn großen Anklang fand. Solche Animationen sind auch tolle Entscheidungshilfen etwa für Materialvarianten.

Mengenermittlung

Das Modell wurde konsequent mit Bauteilen wie Wände, Türen, Fenster etc. aufgebaut, die mit Datenbanken verknüpft sind. Diese Aufgabe konnte vereinfacht werden, indem Roos mit Hilfe der Datenmanager-Technologie in Vectorworks für das Projekt-Team eigens Erfassungsmasken definierte, mit denen das Verknüpfen von Daten mit den Bauteilen zuverlässig funktionierte. „Der Datenmanager in Vectorworks macht die Datenerfassung transparent und hilft uns, unsere Mitarbeiter auszubilden und ihre BIM-Kompetenz zu erhöhen“, erläutert Roos.

 

Ferrara Architekten planen mit BIM und Vectorworks
© Ferrara Architekten AG, Basel

Die so hinterlegten Daten wurden unter anderem in verschiedenen Projektphasen für die Ausschreibung der Mengenermittlung genutzt. „Wir haben die Werte und Informationen in den Datenbanken, die mit den Bauteilen verknüpft sind, laufend ausgewertet. So hatten wir jederzeit beispielsweise das Volumen, die Laufmeter der Außenwände usw. im Blick“, sagt Pascal Zeugin, der maßgeblich am Projekt mitgearbeitet hat.

Zur visuellen Überprüfung dieser Listen nutzte Zeugin häufig die Datenvisualisierung in Vectorworks 2020: Mit dieser Funktion werden beispielsweise auf Knopfdruck alle Außenwände rot dargestellt und Fehler wie fehlende, doppelte oder falsch positionierte Wände sind auf einen Blick ersichtlich.

Ferrara Architekten planen mit BIM und Vectorworks
© Ferrara Architekten AG, Basel

„Die Häuser weisen konventionelle Fenster auf mit Fensterläden, einer massiven Fensterbank und Fenstergewändern aus vorfabriziertem Sichtbeton. Wir haben alle diese Elemente modelliert und um das Fenster herum positioniert. Für den Hersteller konnte nun sehr einfach eine Stückliste generiert werden mit einer schönen isometrischen Darstellung, mit den Maßen, der Stückzahl und den weiteren Angaben, die für die Produktion benötigt wurden.“ Dank der konsequenten BIM-Planung in Vectorworks profitiert die Ferrara Architekten AG von einer hohen Kostensicherheit. In einem nächsten Schritt soll in Zukunft die Mengenermittlung auch für die Kostenkalkulation mit Hilfe der Schweizer Bauadministration DELTAbauad genutzt werden.

Ausführungsplanung und Qualitätskontrolle

Die Ausführungspläne werden aus dem Modell heraus erzeugt. „Wir können in Vectorworks per Knopfdruck den Detaillierungsgrad bestimmen, in dem die 2D-Darstellungen der Bauteile angezeigt werden. Und spezielle Elemente ergänzen wir einfach als Sonderdarstellung. Für uns ist das der optimale Kompromiss zwischen der Effizienz einer BIM-Planung und der Möglichkeit, Pläne exakt nach unseren Vorstellungen zu generieren“, sagt Roos. Ein Vorteil einer BIM-Planung ist die Möglichkeit, Konflikte im Projekt früher erkennen und beheben zu können. Auch bei Ferrara wird daher die in Vectorworks erzeugte IFC-Datei des Modells zu Kontrollzwecken einem Model Checking unterzogen, um Fehler wie unerwünschte Kollisionen, doppelte Elemente usw. automatisch zu finden. Für den internen Informationsaustausch wurden BCF-Dateien verwendet, so ließen sich die beanstandeten Stellen im Modell klar erkennen und die Fehler effizient korrigieren.

Koordination mit Fachplanern

Zukünftig soll der Datenaustausch mit den Fachplanern intensiviert werden. Dafür sollen etwa die Schalungspläne aus dem IFC-Modell generiert werden. Die in den internen Abläufen gesammelten Erfahrungen mit BCF-Dateien und mit dem IFC-Modell sollen dann dazu genutzt werden, den Datenaustausch und die Kommunikation mit den Fachplanern zu organisieren und zu koordinieren. So arbeitet das Team um Okan Sevim, Tobias Roos und Pascal Zeugin bei der Ferrara Architekten AG intensiv daran, das Potential, das Vectorworks in einer BIM-Planung bietet, noch besser auszuschöpfen.

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